Unter den Circusplakaten der DDR stechen die zahlreichen Arbeiten des 1910 geborenen Kurt Koberstaedt nicht zuletzt hinsichtlich der Vielseitigkeit
seiner Werke hervor. Koberstaedt, der seit 1954 fester Mitarbeiter des VEB Zentralcircus war, aber auch für verschiedene "Lizenzcircusse" arbeitete, beherrschte unterschiedlichste Stile – ein wahrer „Tausendsassa“ unter den Graphikern.
Circus-Grafik: Zirkusplakate, Programmcover, Buch- und Zeitschriftenillustrationen aus meiner Sammlung
Bild- sowie direkte und indirekte Textzitate nur unter genauer Quellenangabe!
Mittwoch, 26. Dezember 2012
Dritter Werbe-Blog
Interessant ist die Anzeige aus einem Programmheft des „Circus Grock“: Derart „untermotorisiert“ und unstandesgemäß hätte sich der Starclown und Autonarr Grock gewiss nicht fortbewegt.
Einem Programm des Schweizer (!) Circus Nock entstammt schließlich die letzte Anzeige, die - wenn auch kein Highlight der Werbegraphik - einfach hier aufgenommen werden musste...
1951 |
Wild West
Neben dem Nachruhm Buffalo Bills und seiner
Western-Show sorgten nicht zuletzt die populären Western-Filme dafür, dass der „Wilde Westen“ in Form
von Showbildern mit Reitdarbietungen, Lasso- und Messerwerfen sowie
Kunstschützen noch lange Zeit im Circus fortlebte.
Beispielhaft
für die einstmals große Popularität des Western-Themas im Circus steht „Billy Jenkins“, der als Kunstreiter, Lassowerfer und Kunstschütze in den
1920er und 30er Jahren Erfolge feierte und zudem als Namensgeber der beliebten
Billy Jenkins-Groschenhefte sehr bekannt war. Sein längstes Engagement hatte
der eigentlich „Rosenthal“ heißende Artist und Abenteurer beim Circus
Sarrasani, in dem zeitweise auch Sioux-Indianer auftraten.
Auch
heutzutage werden mitunter noch artistische Darbietungen im „Western-Look“
verkauft. Vor allem in kleinen Familiencircussen ist der Wilde Westen in Form
obligatorischer Messerwurf- und Lassonummern weiterhin präsent.
Hier zählte vor allem die "Exotik", der "Wilde Westen" spielte in den Pro- grammen des Circus Siemoneit-Barum keine herausragende Rolle. (Napoli) |
Programmcover von Oscar Knudsen |
siehe auch: https://www.blogger.com/blog/post/edit/4669894859135750380/3353297441166180219
Samstag, 22. Dezember 2012
Circusdruckereien
Plakat der Druckerei Beigat, frühe 1930er Jahre |
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts kamen im deutschsprachigen Raum die meisten Plakate für Circusse und Schaustellungen aus Hamburg. Die prachtvollen Lithografien wurden dort bei William Rohde und natürlich bei dem unangefochtenen Marktführer Friedländer entworfen und gedruckt.
Nachdem die traditionsreiche Druckerei der jüdischen Familie Friedländer in den 1930er Jahren schließen musste, stiegen die Auftragszahlen der Druckereien Beigat und vor allem Primus in Berlin, deren Erzeugnisse allerdings nur selten die Qualität der im wahrsten Wortsinne herausragenden "Friedländer-Lithos" erreichten.
Plakate und Programmhefte von Primus wurden bis in die 50er Jahre von einigen deutschen Circussen wie Franz Althoff, Barlay, A. Fischer oder Brumbach eingesetzt.
Nachdem die traditionsreiche Druckerei der jüdischen Familie Friedländer in den 1930er Jahren schließen musste, stiegen die Auftragszahlen der Druckereien Beigat und vor allem Primus in Berlin, deren Erzeugnisse allerdings nur selten die Qualität der im wahrsten Wortsinne herausragenden "Friedländer-Lithos" erreichten.
Plakate und Programmhefte von Primus wurden bis in die 50er Jahre von einigen deutschen Circussen wie Franz Althoff, Barlay, A. Fischer oder Brumbach eingesetzt.
Die bedeutendste "Circus-Druckerei" der Bundesrepublik war „Lappe
und Semmler“ aus Westfalen. Während die Circusse in den 1950er und 60er dort
oftmals sehr originelle Entwürfe drucken ließen, setzte man später vermehrt auf
gängige Motive italienischer Herkunft.
Die
eigentliche Hausdruckerei italienischer Circusgraphik war aber Fiorin aus Mailand, die wie heutzutage
„Fazzini“ zahlreiche europäische Circusunternehmen mit Werbematerial versorgte.
Viele der wunderbaren französischen Circusplakate der 1930er bis 70er Jahre wurden von
der Großdruckerei Chabrillac in
Toulouse hergestellt.
Circusprogramm aus den 1960er Jahren, gedruckt von Lappe und Semmler |
Fiorin-Lagerplakat mit Colizzi-Entwurf |
Programm von 1970, gedruckt bei Chabrillac |
Minimalist
Als 1967 der weltberühmte Clown Charlie Rivel als Reklamenummer im Kopenhagener Schumann-Bau engagiert war, wurde obiges Plakat des bekannten Werbegrafikers Ib Antoni eingesetzt, das heute, ähnlich Leupins „Knie-Clown“, zu den "modernen Klassikern" unter den Circusplakaten zählt.
Benneweis gab um 1970 ebenfalls bei Ib Antoni heiter-originelle Plakatmotive in Auftrag, die er in der Folgezeit immer wieder nutzte. Einer der Entwürfe wurde zum Logo dieses renommierten dänischen Circus, der immer schon anspruchsvolle Werbegraphik einsetzte.
Leichte Muse
Einer der produktivsten unter den französischen Gebrauchsgraphikern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Pierre Gilardeau (1924-2007), der seine Arbeiten mit „O’Kley“ signierte. O’Kley illustrierte unzählige Buch- und Plattencover, Filmplakate und Werbeanzeigen.
Seine besten Arbeiten in einem ganz eigenen, unverwechselbaren Stil schuf er aber für das Unterhaltungsgewerbe - für Nachtclubs, Revuen und Cabaréts, darunter Klassiker des Sujets für einige der großen Etablissements wie die „Folies Bergère". O'Kleys ansprechende Entwürfe für Medrano, Bouglione und Pinder zeigen deutliche Anklänge an diesen Bereich seines Schaffens.
Freitag, 7. Dezember 2012
Zweiter Werbe-Blog
Die originelle
Spirituosen-Reklame der Firma Meyer findet sich passenderweise auf der
Rückseite eines Circusprogramms aus der Mitte der 1950er Jahre. Das Motiv orientiert
sich augenscheinlich an einer bekannten Graphik Walter Triers, die auch von einigen
Varieté- und Circusunternehmen genutzt wurde.
Die klassische,
heute nostalgisch anmutende Coca-Cola-Werbung, vermutlich aus den 1940er
Jahren, wird bis heute in amerikanische Circusprogramme geschaltet.
Es liegt nahe,
dass in den Programmheften für Getränke geworben wird, die die
Circusrestauration anbietet – bisweilen mit eigenem Etikett („Sarrasani-Sekt“
oder „Nock-Bier“).
Mittwoch, 5. Dezember 2012
Auf der Galerie
Man beachte die Entsprechungen zur letzten Grafik. |
Die „Ballerina zu Pferd“ ist eng mit den Vorstellungen vom eleganten klassischen
Circus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verknüpft. Die Darbietungen der
Kunstreiterinnen zählten stets zu den Höhepunkten der Vorstellungen und viele
avancierten zu weitbekannten, gefeierten Stars.
Seurats
berühmtes Bild „Zirkus“ von 1891 ist ein wunderbares künstlerisches Zeugnis
einer der großen Zeiten des Circus und seiner ganz besonderen Atmosphäre.
Dieses Bild soll Kafka zu seiner Erzählung „Auf der Galerie“ inspiriert haben
und seine Popularität führte zu zahlreichen Adaptionen - nicht zuletzt durch Illustratoren
von Circusplakaten. Andererseits ist auch wahrscheinlich, dass Seurat nicht nur durch Circusbesuche, sondern auch durch ältere Affichen mit sehr ähnlichen Motiven beeinflusst wurde.
Heute ist mitunter
noch ein „Pas de deux“ zu Pferd zu sehen, „Ballerinas zu Pferd“ hingegen sind im
Circus leider überaus rar geworden. Eine Ausnahme bildet der wunderbare Cirque
Alexis Gruss, der sehr erfolgreich die Tradition des alten Pferdecircus in
durchaus zeitgemäßer Form zelebriert. In jüngerer Vergangenheit zeigte außerdem
Susanna Svenson eine erstklassige, ausdrucksvolle Arbeit dieser Art.
Diese Reiterin und ihr Schimmel wurden oft kopiert. Das klassische Mo- tiv stammt von einem amerikanischen Circusplakat aus den 1890er Jahren. |
Montag, 3. Dezember 2012
Buffalo Bill
Mitte des 20. Jh. trat im französischen Circus Amar
„Capitaine GRAY dans Buffalo-Bill et sa troupe“ auf.
Die Illustration ist von Toni Bernat.
|
Ende des 19.
Jahrhunderts wurde der Circus im „alten Europa“ durch amerikanische Einflüsse
Wandlungen unterworfen, die ihn entscheidend verändern und das Ende des alten
Pferdecircus – ob als reisende Truppe oder in den prächtigen Circusbauten
großer Städte – einläuten sollten.
So begann sich
mit dem erfolgreichen Gastspiel des amerikanischen „Tentzirkus“ Myers in den
1870er Jahren das Zelt oder „Chapiteau“ auch in Deutschland durchzusetzen. Den
reisenden Gesellschaften, die bis dahin „publik“ unter freiem Himmel oder
einfachen Holzbauten gespielt hatten, eröffneten sich so ganz neue
Möglichkeiten.
Noch
gravierender waren die Folgen der Europa-Tournee des amerikanischen
Riesencircus Barnum & Bailey um 1900 für die Zusammensetzung und die
Präsentation der Programme, die Reklame und das Erscheinungsbild der Circusse.
Ein Jahrzehnt
zuvor gastierte „Buffalo Bills Wild West Show“ mit großem Erfolg in Europa und
begründete die Tradition der „Western-Darbietungen“ im Circus. Aufgrund
seiner großen Bekanntheit war Buffalo
Bills Name noch Jahrzehnte nach seinem Tod im Circus lebendig. So stand
beispielsweise am Übergang von der Menagerie zum berühmten französischen Circus
Bouglione Mitte der 1920er Jahre zunächst eine „Buffallo Bill-Show“.
Carl Rhodin (1871-1952)
präsentierte als „Brazil Jack“ in seinem schwedischen Circus eine „Buffalo Bill Western Show“. |
Auch im Circus
von Carls Sohn Trolle war zeitweise
eine Buffalo Bill-Show zu sehen
– hier beworben mit einer Graphik Oscar
Knudsens.
|
Sonntag, 2. Dezember 2012
Hauptdarsteller
Der Schweizer Circus Knie
steht seit langer Zeit für exzellente Pferdenummern. Es liegt nahe, dass der
angesehenen Pferdemaler, Werbegraphiker und Buchillustrator Edouard Elzingre (1880 - 1966) Pferde
malte, als er in den 1950er Jahren für Knie arbeitete. Neben einem herrlichen
Steiger für ein Plakat entstand damals der hier abgebildete ausdrucksvolle Kopf
für das Programmheft der Saison 1953.
Darbietungen mit edlen
Pferden sind seit jeher zentrale Bestandteile eines klassischen Circusprogramms
und begründen entscheidend die Faszination mit, die der traditionelle Circus
bis in unsere Tage auf sein Publikum ausüben kann.
Diese herausragende Rolle
des Pferdes spiegelt seine große Verbreitung auf Circusplakaten und
Programmheften, insbesondere in Form von Steigern:
1947 |
Im Winter 1966/67 reiste der Circus von Enis Togni mit den Tiernummern des Circus Williams als "Circo di Berlino" |
Colizzi |
Samstag, 1. Dezember 2012
Erster Werbe-Blog
Anzeigenwerbing im Programm von 1997
Leider hatte Roncalli in diesem Jahr bereits keine Raubtiere mehr. |
Auch in diesem
Blog wird sich von nun an Reklame finden - und zwar in Form von „Werbeblöcken“, die in
unregelmäßiger Reihenfolge eingefügt werden.
In
Circusprogrammen vornehmlich der 1950er bis 80er Jahre findet sich immer wieder
ansprechende, originelle Werbegrafik mit Bezug zum Thema Circus, die es wert
ist, vorgestellt zu werden.
Einige der
Anzeigen wurden eigens für ein Programm bzw. Unternehmen entworfen und haben
dadurch einen gewissen Seltenheitswert; andere stammen von berühmten Gebrauchsgrafikern, so die die beiden folgenden von Jean Carlu aus französischen Circusprogrammen der 1950er Jahre:
Montag, 26. November 2012
Aug’ in Aug’ mit dem Tiger
Die
allermeisten Dompteure und Dompteusen von Raubkatzen präsentieren ihre
Schützlinge nicht als „Wilde Bestien“, sondern als wache, durchtrainierte und
grazile Individuen mit Ausstrahlung und Charakter. Mitunter wird dabei der
Bogen ein wenig überspannt und die, wie jeder Tiertrainer betont, nicht zu
zähmenden Schützlinge, treten eher als „Schmusetiger“, denn als „wilde“
Raubtiere in Erscheinung. Nun, das ist Geschmacksache und solche Darbietungen
kommen beim Publikum an. Die „Wilden Bestien“ sind jedenfalls glücklicherweise
in unseren Breiten schon lange aus den Manegen verschwunden – nur auf einigen
Plakaten kommen sie noch so richtig grimmig und angsteinflößend daher.
Mittwoch, 14. November 2012
Dänische Schule
Grafik von Borge Nees |
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichneten sich dänische Circusplakate und Programmcover über die unterschiedlichsten Stilrichtungen hinweg durch eine ganz besondere, oftmals heiter gestimmte Originalität aus. Arbeiten von Grafikern wie Ib Antoni, "Moll", Stockmarr und anderen werden immer wieder in diesem Blog abgebildet.
Insbesondere Benneweis und Schumann ließen bedeutende Grafiker für sich arbeiten. Der aufstrebende Cirkus Arena tat es ihnen in den 1990ern gleich und gab bei dem international gefragten Designer Per Arnoldi sowie bei Jeppe Eisner, einem in Dänemark überaus populären Maler mit einem besonderen Faible für Jahrmarkt und Circus, mehrere Plakate bzw. Programmcover in Auftrag.
Insbesondere Benneweis und Schumann ließen bedeutende Grafiker für sich arbeiten. Der aufstrebende Cirkus Arena tat es ihnen in den 1990ern gleich und gab bei dem international gefragten Designer Per Arnoldi sowie bei Jeppe Eisner, einem in Dänemark überaus populären Maler mit einem besonderen Faible für Jahrmarkt und Circus, mehrere Plakate bzw. Programmcover in Auftrag.
Einige der Illustrationen auf Programmheften und Plakaten Schumanns und anderer skandinavischer Circusse sind mit „Erik A.“ signiert, wahrscheinlich handelt es sich dabei um den Plakatkünstler Erik Andersen. Obwohl sie in ihrer Stilistik eher in gewohnten Bahnen bleiben, stehen seine Entwürfe in bester dänischer Tradition:
Auch nach der "Ära Knudsen" setzte der Cirkus Schumann auf originelle Arbeiten einheimischer Grafiker wie "Erik A." |
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