Die
allermeisten Dompteure und Dompteusen von Raubkatzen präsentieren ihre
Schützlinge nicht als „Wilde Bestien“, sondern als wache, durchtrainierte und
grazile Individuen mit Ausstrahlung und Charakter. Mitunter wird dabei der
Bogen ein wenig überspannt und die, wie jeder Tiertrainer betont, nicht zu
zähmenden Schützlinge, treten eher als „Schmusetiger“, denn als „wilde“
Raubtiere in Erscheinung. Nun, das ist Geschmacksache und solche Darbietungen
kommen beim Publikum an. Die „Wilden Bestien“ sind jedenfalls glücklicherweise
in unseren Breiten schon lange aus den Manegen verschwunden – nur auf einigen
Plakaten kommen sie noch so richtig grimmig und angsteinflößend daher.
Circus-Grafik: Zirkusplakate, Programmcover, Buch- und Zeitschriftenillustrationen aus meiner Sammlung
Bild- sowie direkte und indirekte Textzitate nur unter genauer Quellenangabe!
Montag, 26. November 2012
Mittwoch, 14. November 2012
Dänische Schule
Grafik von Borge Nees |
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichneten sich dänische Circusplakate und Programmcover über die unterschiedlichsten Stilrichtungen hinweg durch eine ganz besondere, oftmals heiter gestimmte Originalität aus. Arbeiten von Grafikern wie Ib Antoni, "Moll", Stockmarr und anderen werden immer wieder in diesem Blog abgebildet.
Insbesondere Benneweis und Schumann ließen bedeutende Grafiker für sich arbeiten. Der aufstrebende Cirkus Arena tat es ihnen in den 1990ern gleich und gab bei dem international gefragten Designer Per Arnoldi sowie bei Jeppe Eisner, einem in Dänemark überaus populären Maler mit einem besonderen Faible für Jahrmarkt und Circus, mehrere Plakate bzw. Programmcover in Auftrag.
Insbesondere Benneweis und Schumann ließen bedeutende Grafiker für sich arbeiten. Der aufstrebende Cirkus Arena tat es ihnen in den 1990ern gleich und gab bei dem international gefragten Designer Per Arnoldi sowie bei Jeppe Eisner, einem in Dänemark überaus populären Maler mit einem besonderen Faible für Jahrmarkt und Circus, mehrere Plakate bzw. Programmcover in Auftrag.
Einige der Illustrationen auf Programmheften und Plakaten Schumanns und anderer skandinavischer Circusse sind mit „Erik A.“ signiert, wahrscheinlich handelt es sich dabei um den Plakatkünstler Erik Andersen. Obwohl sie in ihrer Stilistik eher in gewohnten Bahnen bleiben, stehen seine Entwürfe in bester dänischer Tradition:
Auch nach der "Ära Knudsen" setzte der Cirkus Schumann auf originelle Arbeiten einheimischer Grafiker wie "Erik A." |
Samstag, 10. November 2012
Hagenbecks Hausmaler
Bei diesem Entwurf für eine Ausgabe der Zeitschrift "Stafette" orientierte sich Eigener an einem Friedländer-Plakat für den Circus Carl Hagenbeck aus dem Jahr 1931. |
Wilhelm Eigener, der in den 1950ern und 60ern zahlreiche Titel von Zooführern wie die nachfolgenden gestaltete, arbeitete vor dem Krieg für die Druckereien Beigat und Friedländer - letztere beschäftigte ihn bis zur Einstellung als Chefzeichner. Nach dem Krieg machte sich Eigener als Buchillustrator und herausragender Tierzeichner mit profunden zoologischen Kenntnissen einen Namen. Seine zweibändige "Enzyklopädie der Tiere" findet sich bis heute in zahlreichen Haushalten. Mit die letzten Circus-Arbeiten schuf er Anfang der 1950er Jahre für den noch einmal kurze Zeit reisenden Circus Carl Hagenbeck, für den Eigener schon zu Friedländer-Zeiten gearbeitet hatte.
Mittwoch, 7. November 2012
Circusromantik
Zeitschriftentitel von Walter Trier, 1934 |
Die romantisierenden
Auffassungen, die viele Menschen vom „Circusleben“ haben, stehen häufig im
Widerspruch zum Alltag der Reisenden. Ganz ähnlich ist es mit idealisierten Vorstellungen
vom Erscheinungsbild des typischen Wandercircus. Ein moderner, rationeller
Circusbetrieb lässt sich nur schwer mit einem „nostalgischen“ Erscheinungsbild
einschließlich alter Circuswagen verbinden.
Andererseits
wussten Circusleute schon immer die Bilder oder auch die „Klischees“ in den Köpfen des hochverehrten Publikums reklameträchtig
zu bedienen. Die vermeintliche „Circusromantik“ ist ein Teil der besonderen,
unverwechselbaren Faszination, die Circus mit ausmacht, und nicht wenige
Circusse setzen mit Erfolg darauf.
Rückseite eines Programms aus den 1950er Jahren |
Programmtitel von Oscar Knudsen |
Montag, 5. November 2012
Circusadel
Oscar Knudsen gestaltete über Jahrzehnte hinweg die Schumann-Programme - hier das Titelblatt von 1947. |
Eine der
Familien, auf die die in Circuskreisen mitunter inflationär gebrauchte
Umschreibung „Dynastie“ tatsächlich in gewisser Hinsicht zutrifft, ist die deutschstämmige Familie
Schumann. Die Schumanns stehen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts exemplarisch
für die große Tradition des klassischen Pferdecircus, wobei der 1857 geborene
Albert Schumann, ein Circusprinzipal der alten Schule, als herausragender Dresseur
und Schulreiter besonders hervortrat.
Bis zum Ende
der 1960er Jahre präsentierten seine Nachfahren im Kopenhagener Circusgebäude
erstklassige Programme, die nicht zuletzt im Bereich der Pferdedarbietungen zu
den besten Europas zählten. Die große Dressur-Tradition der Familie führt in
unseren Tagen die in Fachkreisen hoch angesehene Schulreiterin Katja Schumann fort.
Knudsen dramatisch-pompös |
... und heiter verspielt. |
Riesenspielzeug
Cover von Wilhelm Eigener für ein Programmheft von 1952 |
Das Motiv des
riesenhaften Clowns, der mit Zelt, Wagen und Tieren eines Circus' hantiert, ist ein Klassiker. Es findet
sich auf vielen ansprechenden Plakaten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch auf Entwürfen jüngeren Datums, die einerseits von den alten Vorbildern aus vergangenen glanzvollen Circus-Zeiten, andererseits auch untereinander inspiriert waren.
um 1994 |
2001 |
Sonntag, 4. November 2012
Exotik
Diesen Entwurf von Colizzi setzte eine Produktion namens "Staatszirkus der Mongolei" ein. |
Im Bereich der
Schaustellungen wurde der Reiz des „Außergewöhnlichen“, "Exotischen" und "Fremden" schon
immer genutzt, um das Interesse des Publikums zu gewinnen. So wiesen Circusnummern häufig ein folkloristisches Gepräge mit Bezug auf die Herkunft der auftretenden Artisten, der Darbietung oder des Unternehmens auf. Schausteller und Circusleute nutzten dabei immer wieder auch klischeehafte Übertreibungen und trugen zu deren
Verbreitung bei; ein aufklärerischer Charakter der Darbietungen war in der
Regel nur vorgeschoben und diente oftmals wiederum vordringlich Reklamezwecken.
Auch in Zeiten
der Globalisierung spielt die Exotik, ja ein gewisser Exotismus im Circus häufig
noch eine Rolle. Die beiden zuletzt abgebildeten Plakate zeigen, dass dabei bis vor gar nicht langer Zeit bisweilen Grenzen zum mehr oder weniger offenen Rassismus deutlich überschritten wurden.
... ein an Geschmacklosigkeit schwerlich zu überbietendes Plakat |
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