Bild- sowie direkte und indirekte Textzitate nur unter genauer Quellenangabe!

Mittwoch, 22. Mai 2013

Erste Wahl



Der Circus Krone nutzt als traditionsreiches Circusunternehmen aus seinem großen Fundus alter Werbegraphik immer wieder ansprechende Entwürfe für seine aktuelle Reklame, darunter das obige Plakat von Willy Hallstein aus den frühen 20er Jahren. Die hervorragende graphische Qualität täuscht darüber hinweg, dass Hallstein ansonsten kaum als Plakatentwerfer in Erscheinung trat, er fertigte vorrangig Zeichnungen für Zeitschriften und Bücher an.
Während Krone mit Ausnahme dieses Plakats vor allem auf traditionelle Entwürfe setzte, ließen einige kunstsinnige Circusdirektionen in der ersten Jahrhunderthälfte Plakate von bekannten Plakatkünstlern entwerfen, wobei sich Paula Busch, Sarrasani sen. und Albert Schumann besonders hervortaten. Für die letztgenannten arbeitete beispielsweise u.a. der prominente deutsche Reklamekünstler Ludwig Hohlwein. Der Nachdruck einer seiner Arbeiten für Schumann ist bis heute als Deco-Poster verbreitet.

Postkarte aus dem Jahr 1913 mit einem Plakatentwurf von Ludwig Hohlwein

Broschüre von 1923 mit Hohlwein-Grafik

Abbildung eines Hohlwein-Plakates in einer Ausgabe von
"Velhagen & Klasings Monatsheften" des Jahres 1911.

Donnerstag, 2. Mai 2013

Die große Parade



Das obige Plakat von Mauro Colizzi ist ein „klassisches“ italienisches Circusplakat, das in den 1970er und 80er Jahren von vielen Unternehmen eingesetzt wurde. Ein Circus macht eine Parade in einer modernen Stadt. Die bunte Truppe aus Akrobaten, musizierenden Clowns, exotischen Tieren und schönen Frauen bricht geradezu in das graue Häusermeer herein – ein Sinnbild für die Faszination der anachronistischen und dabei doch sehr lebendigen Unterhaltungsform „Circus“ in eine nüchterne urbane Gegenwart.
Die Parade als ureigene circensische Reklameform lebt dabei hierzulande schon lange Zeit fast ausschließlich in Plakaten wie diesen fort – und mittlerweile verschwinden infolge zunehmender Reglementierungen und Verbote auch die bunten Circusplakate aus den Städten, in denen die Circusse selbst kaum noch Platz haben. 

Oscar Knudsen

Ein Lagerplakat mit einfacher, aber wirkungsvoller Grafik

Dieser Titel einer Ausgabe der Saturday Evening Post aus dem Jahr 1948 stammt von 
Stevan Dohanos.  Es zeigt in dessen typisch realistischer Malweise eine „Momentaufnahme“ 
einer Straßenparade von RBBB durch New York. Unter den Clowns sind Emmett Kelly mit 
Klarinette und der die Pauke schlagende Lou Jakobs zu erkennen.Ein Ausschnitt dieses Bildes  
diente als Vorlage für eine verbreitete Titel-Grafik verschiedener Circusse.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Aua!




„Unverbrennbare“, „Feuerfresser“, „Scherbenläufer“, „Schwertschlucker“, „Menschliche Nadelkissen“ und dergleichen waren ursprünglich Schaubudennummern, die im klassischen Pferdecircus keinen Platz hatten. Vor allem als Teil „orientalischer“ Schaubilder fanden „indische Gaukler- und Fakirkünste“ von der Sideshow und der Schaubude in die Manege – und damit auch die unvermeidlichen Feuerschlucker und –spucker, die heute in fast jedem Familiencircus zusammen mit Riesenschlangen und „bauchtanzenden“ Schönheiten zu sehen sind.
Dass solche vermeintlich oder tatsächlich schmerzhaften und gefährlichen Darbietungen in der Regel als „Fakirnummern“ präsentiert werden, liegt auf der Hand. Dies gilt nicht zuletzt für die sich lange Nageln in Haut und Zunge stechenden Artisten, die früher in den Schaubuden als „Menschliche Nadelkissen“ tituliert wurden. Aber ganz gleich, ob Schaubude oder Circus: Solch spektakuläre Darbietungen fungierten selbstverständlich als Reklamenummern. 



Emher-Bey, gemalt von Colizzi

Husch husch zu Busch!


1910

Die großen Circusnamen werden auch von Direktionen geschätzt, die einen weniger populären und damit werbeträchtigen Namen tragen. Hierzulande wurde insbesondere von „Busch“ und „Althoff“ reger Gebrauch gemacht und die verbliebenen Circusse mit diesen Namen haben denkbar wenig mit den Gründungsunternehmen und deren Nachfolgern zu tun, die allesamt nicht mehr existieren.
Der Name „Busch“ geht dabei auf zwei einstmals weit bekannte Circusunternehmen zurück. Da ist zum einen der 1884 gegründete Circus von Paul Busch, der aufwändige "Manegenschauspiele" in seinen Circusgebäuden in Berlin, Hamburg, Breslau und Wien aufführte, die zum Teil von seiner Tochter und späteren Direktorin Paula geschrieben wurden. Der Circus reiste später als Zeltgeschäft, das in den frühen 1960er Jahren im Circus „Busch-Roland“ von Will Aureden aufging und zuletzt von der Familie Geier betrieben wurde.
Der Circus „Busch-Nürnberg“ von Jacob Busch ging aus einem Schaustellergeschäft hervor und zählte zu den großen deutschen Zeltcircussen der 1920er und 30er Jahre. Der nachmalige Circus Busch als Betriebsteil des Staatscircus der DDR hatte seine Wurzeln in diesem Unternehmen. 

Programmtitel des Circus Busch-Nürnberg aus den frühen 1930er Jahren

Programm des Circus Busch aus der DDR

1979