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Donnerstag, 23. Oktober 2014

Wilde Reiter



Die „Kosaken-“ oder „Dschigitenreiterei“ steht wie keine andere artistische Disziplin für den russischen Circus und oftmals bildeten die verwegenen Reiter Plakatmotive der Ensembles des russischen Staatscircus auf Auslandstourneen.
Solche Darbietungen waren bis in die 1990er Jahre auch in unseren Breiten häufig furiose Pausen- oder Schlussnummern klassischer Circusprogramme, wobei die Akteure nicht notwendigerweise vom sowjetischen Staatscircus kommen mussten. Bei Busch-Roland waren beispielsweise lange Zeit die Kaiser-Golgojews engagiert und der Circus Siemoneit-Barum hatte einige Jahre die Bratuchins im Programm.

Beim Circo Monumental waren die Bratuchins in den 1960er Jahren Reklamenummer, 
das Plakat gestaltete der spanische Grafiker A. Peris.



Russisches Steichholzschahteletikett, 1965

Dienstag, 21. Oktober 2014

Varieté und Revue - siebter Exkurs


Ein Gruau-Entwurf aus der Hauptschaffenszeit 

Die Ausstattung und nicht zuletzt die Kostüme nahmen und nehmen bei den großen Pariser Revuen eine herausragende Rolle ein, und so verwundert es nicht, dass zahlreiche Plakate von bekannten Mode- bzw. Kostümdesignern und –illustratoren entworfen wurden. An prominentester Stelle ist hier René Gruau (1909 – 2004) zu nennen.

... und einer aus späteren Jahren

Pierre Brenot (1913-1998)

Jose de Zamora (1889-1971)

Freitag, 17. Oktober 2014

Vorhang auf!


Colizzi

Zu den von Beginn an immer wiederkehrenden Motiven auf Plakaten des Showbusiness gehört der Blick auf das Vorstellungsgeschehen durch den aufgehaltenen Vorhang. In der Regel sind es Tänzerinnen oder Spaßmacher, die diesen Blick gewähren, seltener, wie man es erwarten könnte, die Direktion. 

Ruddy

Knudsen





Freitag, 10. Oktober 2014

Wahre Größe


Spanisches Circusplakat von 1970 (Jano)

Viele bedeutende Circusse unserer Tage rücken ihre Größe weit weniger in den Vordergrund der Werbung, und Titulierungen als „Großcircus“ sind seit jeher nicht unbedingt aussagekräftig. Auch auf den Plakaten werden die Spielzelte i.d.R. nicht mehr so überdimensioniert dargestellt, wie es noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war. Insbesondere auf französischen Plakaten der 1950er bis 70er Jahre nahmen, ganz in der Vorkriegstradition, die Chapiteaus oftmals gigantische Ausmaße an:

1948 (Antonin Magne)

1949

1950

Töröö!


... eines der Knudsen-Plakate, die in Versionen für Benneweis und Barum existieren.

Elefanten zählen zu den häufigsten Motiven auf Circusplakaten. Die imposanten Tiere üben eine besondere Faszination auf die Menschen aus. Für viele Besucher gehören Elefanten einfach zum klassischen Circus – und für viele Circusleute auch: „Elefanten begrüßen dich, wenn du zu ihnen kommst. (…) Mit seinem Rüssel tastet er dich ab, (…) ein Elefant kann dich in den Arm nehmen und drücken. Er kann dich mit seinem Rüssel führen und dir zeigen: ‚Kraul mich mal hier oder mal da.. Das hab ich gern!’ So ist es kein Wunder, dass wir zu Elefanten ein besonderes Verhältnis haben.“ (Franz Althoff: So’n Circus. Freiburg 1982, S.108)

Abbildung eines Plakates der Druckerei Beigat in einer
Fachzeitschrift des Druckgewerbes von 1929


... ein typischer früher Colizzi
- und eine seiner augenfälligsten Arbeiten

... noch'mal Knudsen

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Unendliche Weiten



1917 präsentierte Paula Busch ihre "phantastische Pantomime „Mondfahrt“, die Anklänge an Jules Vernes' Mond-Romane, vor allem aber auch an das zwei Jahre zuvor erstmals publizierte Kinderbuch "Peterchens Mondfahrt" aufwies. 
Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tauchte das Weltraum-Thema wieder vereinzelt im Circus auf – wiederum beeinflusst vom Genre der Science-Fiction-Weltraum-Filme, das in den 1950er Jahren populär wurde. Die Adaptionen im Circus orientierten sich an der Ästhetik von B-Movies, Groschenheften und Comics, was sich nicht zuletzt in der Plakatwerbung widerspiegelte. Vorwiegend waren es einzelne Nummern, die im Science-Fiction-Stil verkauft wurden und durchaus ihren Reiz haben konnten. Um das Jahr 1990 herum präsentierte Flavio Togni in seinem „American Circus“ hingegen eine sehr grenzwertige „Show vom anderen Stern“.



Plakatmotiv des italienischen Circus Tribertis, 
vermutlich von Picchioni


Detail eines weiteren Tribertis-Plakats

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Die Schönen und die Bestien



Dompteusen übten schon immer eine besondere Anziehungskraft auf das Publikum aus, wobei klischeehafte Vorstellungen vom schönen Geschlecht auf der einen - und wilden „Bestien“ auf der anderen Seite sicherlich eine nicht unbedeutende Rolle spielten. Dies führte auch dazu, dass das Motiv der „Schönen mit der Bestie“ zu einem gängigen Thema auf Circusplakaten wurde, wobei insbesondere italienische Grafiker dem Grundsatz „Sex sells“ besondere Beachtung schenkten.

Wenn das mal kein Casaro ist... Motiv auf einem Plakat des Circo Embell Riva

... das ist einer: Casaro portaitierte hier Viviana Togni mit
Raubkatze, obwohl sie eigentlich Kunstreiterin war.



Inspirationsquelle


Plakat von Charles Kiffer um 1949

Der Mitte der 1870er Jahre am Montmartre erbaute Circus „Fernando“, seit 1897 „Medrano“, zählte bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Unterhaltungsetablissements der Seine-Metropole. Die vielen Pariser Künstler mit einem Faible für den Circus frönten vor allem hier ihrer Leidenschaft und es gibt wohl kaum einen Circus, der Gegenstand so vieler bekannter Bilder war, so u.a. „Miss La-La im Circus Fernando“ von Degas, Renoirs „Akrobatinnen (die deutschen Schwestern Wartenberg) im Circus Fernando“ und natürlich Toulouse Lautreces „Im Circus Fernando“. Auch Seurats weltberühmtes Werk „Im Zirkus“ wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Besuchen des Künstlers im benachbarten Circus geprägt.
Jerome Medrano, der den „Cirque de Paris“ von 1928 bis 1963 leitete, pflegte besonders enge Beziehungen zu Künstlern, Literaten und Intellektuellen. Unter seiner Direktion bekam der Circus eine neue künstlerische Ausrichtung. Neben weltbekannten Artisten engagierte er zwischenzeitlich auch immer wieder Stars des Showbusiness. Vor allem aber traten bei Medrano regelmäßig die größten Clowns ihrer Zeit auf.
Hundert Jahre nach seiner Entstehung wurde das altehrwürdige Gebäude, das zuletzt von der Familie Bouglione als "Cirque de Montmartre" betrieben wurde, abgerissen. 

1953

1954

Pierre Gilardeau

Montag, 6. Oktober 2014

Meeresmonster



Schausteller trugen nicht eben dazu bei, tief verwurzelte Ängste vor „dem“ Hai abzubauen – im Gegenteil: In Schaubuden wurden riesige ausgestopfte Exemplare stets mit allerlei Gegenständen wie Taschenuhren oder Schuhen präsentiert, die angeblich in ihren Mägen gefunden wurden.
Infolge des enormen Erfolgs von Spielbergs „Der Weiße Hai“ setzten vor allem in Italien einige Schausteller und Circusse auf publikumswirksame Hai-Shows. Hierzu wurden in Auflieger große Meerwasser-Aquarien eingebaut, in denen zumeist junge Frauen zwischen Ammen- und sogar Zitronenhaien schwammen. Die reißerische (Plakat-)Werbung war ganz nach Schausteller-Art maßlos übertrieben, wobei das obige Plakat sicherlich eines der spektakulärsten Beispiele darstellt.
Während in Süd- und Osteuropa noch solche Shows anzutreffen sind, reisten in Deutschland nur in den 1980er und 90er Jahren zwei Geschäfte über die Jahrmärkte. 

"Ferrari"

B. Napoli