Bild- sowie direkte und indirekte Textzitate nur unter genauer Quellenangabe!

Dienstag, 31. März 2015

Grande Famiglia



Die „Circus-Dynastie“ „Orfei“ ist in Italien das, was in Deutschland lange Zeit die Althoffs waren. Die Zahl der Unternehmen ist kaum überschaubar, wobei hier wie dort Trittbrettfahrer die Werbewirkung der klangvollen Namen nutz(t)en und oftmals nicht die damit verbundenen Erwartungen des Publikums erfüll(t)en.
Die weitverzweigten „Dynastien“ haben ähnlich weit zurückliegende Ursprünge, die bis ins späte 18. bzw. frühe 19. Jahrhundert reichen, und beide nahmen die typische Entwicklung solch europäischer Circusfamilien.
Während der Stern der Althoffs zuletzt nur noch schwach leuchtete und mittlerweile fast ganz erloschen ist, genießen die Orfeis in Italien eine ungemindert hohe Popularität. Moira Orfei zehrt wie ihre Kusine Liana dabei bis heute von ihrer Bekanntheit als Darstellerin in italienischen „Sandalen-“ und Abenteuerfilmen der 60er Jahre.

Kleine Schaufensterplakate („Locandine“, in Deutschland
 „Ladenhänger“) zeigen oft Details von großen Plakaten, so 
auch dieses gelungene Portrait Moira Orfeis von Mauro Colizzi.

Die Geschwister Liana, Ferdinand („Nando“) und Rinaldo reis-
ten zeitweise zusammen oder auch mit eigenen Unternehmen. 


Nicht alle Circusplakate von Franco Picchioni können überzeugen, 
interessant ist hier allerdings seine eigenwillige „Dressurschöpfung“.

Freitag, 27. März 2015

Film ab: Piero Ermanno Iaia



Das recht gewöhnliche Circusplakat gibt keinerlei Hinweise darauf, dass der 1933 geborene Piero Ermanno Iaia einer der wandlungsfähigsten und experimentierfreudigsten italienischen Plakatmaler war. Seine Filmplakate aus den 1960er bis 1980er Jahren zeigen eine enorme Bandbreite der Stilmittel. Darüber hinaus spiegeln Iaias Arbeiten in besonderer Weise den jeweiligen Zeitgeist der 1960er, 70er und 80er Jahre. Viele seiner Arbeiten entstanden für das „Studio Favalli“.

La Donna des West (1968)

1963

Plakatmotiv von 1971

Film ab: Renato Casaro


Motiv auf einem Plakat des Circo Medrano von 1974

Renato Casaro, geboren 1935, ist einer der letzten Vertreter der großen italienischen Film- und - was häufig unterschlagen wird - Circusplakatmaler. Seine Popularität rührt nicht zuletzt von der ausgesprochen naturalistischen Malweise, die viele seiner Arbeiten der mittleren und späten Schaffensphasen auszeichnet und oftmals auf sein großes Vorbild Norman Rockwell verweist. Sein ausgereiftes technisches Können verhalf Casaro dazu, dass er auch noch gut im Geschäft blieb, als infolge des Einsatzes von Bildverarbeitungsprogrammen die klassische Plakatmalerei endgültig zum Erliegen kam. Dekorative Drucke mit hierzu eigens geschaffenen Filmmotiven Casaros finden sich in großer Zahl in Baumärkten und Einrichtungshäusern. Cesaro, der immer schon ein hervorragender Portraitmaler war, widmet sich zudem in den letzten Jahren mit besonderer Hingabe der Tiermalerei.

1964 ("Johnny Cocho")


1975 ("Breve Incontro")

1986

Film ab: Ferrari



Über den Plakatmaler „Ferrari“ ließen sich bislang keine biografischen Angaben finden. Vielleicht handelt es um ein Pseudonym, wie sie auch andere italienische Plakatmaler verwendeten. „Ferrari“, nicht zu verwechseln mit dem älteren bekannten Plakatmaler „Giulio Ferrari“, entwarf in den 1970er Jahren in erster Linie Filmplakate für das „Studio Paradiso“. Seine mitunter recht reißerischen Plakate für Schausteller und Circusse zeigen oftmals eine gewisse stilistische Nähe zu seinen zahlreichen Arbeiten für „B-Movies“. 

"El Macho"

"Lo Spettro di Edgar Allan Poe"

Montag, 23. März 2015

Etikettenschwindel


Auffällig ist 's ... (1964)

Offensichtlich werbeträchtige und zumeist völlig willkürliche Eigenbezeichnungen von westlichen Circusunternehmen als „National- oder Staatscircus“ kommen zwischenzeitlich immer wieder einmal in Mode – zuletzt ließ sich die Familie Wille für ihren Circus „Carl Busch“ den Zusatz „Deutscher Nationalcircus“ schützen. Aber auch unsere Nachbarländer verfügen in der Regel über einen „Nationalcircus“.
Die Assoziationen bzw. die Erwartungen, die solche vermeintlich bedeutungsvollen Bezeichnungen beim Publikum wecken sollen, liegen auf der Hand.
Der berühmteste und erfolgreichste „Nationalcircus“ ist zweifellos der Schweizer Circus Knie. Andere „Nationalcircusse“ wurden im deutschsprachigen Raum vor allem durch die Familie Althoff betrieben, so führte Elfie Althoff in der Nachfolge des Circus Rebernigg lange Jahre den „Österreichischen Nationalcircus“, ihr Bruder Carl reiste zwischenzeitlich als „Californischer Nationalcircus“. Der der bedeutenderen Althoff-Linie entstammende Franz Althoff präsentierte in den 1990er Jahren in Deutschland ganz offiziell den „Moskauer Staatscircus“; seine Tante Carola Williams nannte ihr Unternehmen in den 60er Jahren in Zusammenarbeit mit einer spanischen Circusdirektion „Spanischer Nationalcircus“.
Besonders auf Auslandstourneen geben sich Circusunternehmen gerne als „Nationalcircusse“ ihres Landes. Der Circus „Heros“, betrieben von Mitgliedern der großen, aber außerhalb Italiens weitgehend unbekannten Circusdynastie Togni, reiste beispielsweise in den 60er Jahren in Deutschland und den Niederlanden als „amerikanischer National- oder Staatscircus“. 

1971 (Casaro)

Von 1940 bis zu seiner Einstellung im Jahr 1957 firmierte der Circus
 von Amédée Ringenbach als "Cirque National".

Diese erstmals 1960 genutzte interessante Grafik ziert ein
Programm von 1966.

Sonntag, 22. März 2015

Film ab: Averardo Ciriello



Das obige Plakat stammt von Averardo Ciriello, einem der besten italienischen Filmplakatmaler. Ciriello trat im Gegensatz zu vielen Kollegen kaum mit Circusplakaten in Erscheinung. Trotzdem wurde dieses Exemplar zu einem über Jahrzehnte hinweg von zahlreichen europäischen Circussen eingesetzten Klassiker des Genres. 
Ciriello beherrschte seine Kunst virtuos, wobei er sich nicht zuletzt auf das Malen ausdrucksstarker Portraits verstand. Ciriellos Stil änderte sich bei gleich bleibender Qualität fortwährend in Nuancen und nahm eine fast typische Entwicklung von der verbreiteten Malweise italienischer Filmplakate der 1940er und 50er Jahre bis hin zur Verwendung moderner Stilmittel gegen Ende seiner Karriere.
Wie nicht wenige andere Kollegen begann auch Ciriello als Illustrator für Zeitschriften, u.a. zählte er zu den hervorragenden Grafikern, die Cover der Magazine MarcAurelio und Domenica del Corriere gestalteten. Auch nach seiner Hinwendung zum Filmplakat nach dem zweiten Weltkrieg blieb Cirello seinem ursprünglichen Betätigungsfeld treu, allerdings wandte er sich schwerpunktmäßig erotischer Trivialliteratur zu und erwies sich dabei als veritabler Pin-Up-Künstler.

1963




Donnerstag, 19. März 2015

Film ab: Mauro Colizzi


Es ist durchaus möglich, dass Colizzi Moira Orfei auch für ein Filmplakat portraitiert hat.

Über Mauro Colizzi, der über mehrere Jahrzehnte Filmplakate typisch italienischer Machart schuf, sind kaum biografische Details bekannt. Colizzi zählt zu den Plakatmalern, die neben Filmpostern auch Circusplakate schufen. Die beiden Sujets standen in seinem Schaffen sogar ebenbürtig nebeneinander. Vor allem in den 1970er Jahren prägte Colizzi neben Renato Casaro das Erscheinungsbild des westeuropäischen Circusplakats entscheidend mit. Colizzis Arbeiten lassen sich dabei verschiedenen Schaffensperioden zuordnen, die ausgereiften Plakate des „Spätwerks“ sind ausdrucksvoller, seine typischen Frühwerke sind dafür oftmals origineller und versprühen mehr Charme. 
Viele der Plakate Colizzis wurden bei "Fiorin" in hohen Auflagen gedruckt und lange Zeit von zahlreichen Unternehmen genutzt. 


Mit diesem frühen Filmplakat vom Anfang der 1950er Jahre 
empfiehlt sich Colizzi bereits für seinen späteren 
Betätigungsschwerpunkt. 

In späteren Jahren entwickelte sich Colizzi nicht zuletzt 
zu einem hervorragenden Tiermaler. 
Seine Spezialität waren dabei Raubkatzen. 

Montag, 16. März 2015

Film ab: Franco Picchioni


... nicht eben eines seiner besten Plakate, aber das in ver-
schiedenen Variationen am weitaus häufigsten verwendete 

Die italienischen Plakatmaler, die von der Mitte der 1960er bis in die 90er Jahre den Stil des mitteleuropäischen Circusplakats bestimmten, gestalteten in erster Linie Filmplakate. Zukünftig sollen in diesem Blog Filmplakate von Grafikern, die zudem Circusplakate entwarfen, vorgestellt werden. Auch diese Plakate sind Originale aus meiner Sammlung.
Circus- und Fimplakate haben viele Gemeinsamkeiten und nicht zuletzt eine gemeinsame Geschichte.
Künstlerische Film- und Circusplakate gab es zwar immer wieder, letztlich blieben sie aber in den westlichen Ländern die Ausnahme, da eng gefasste funktionale und adressatenbezogene Gesichtspunkte die besondere Stilistik bzw. Ästhetik bestimmten. Hierin besteht ein Unterschied zum ebenfalls verwandten Theaterplakat.
Aber auch innerhalb dieses eingeschränkten Rahmens waren einige der Plakatmaler über eine beachtliche Könnerschaft hinaus wahre Künstler der Popkultur, so Ercole Brini, Enrico de Seta oder Anselmo Ballester.

Den Anfang macht mit Franco Picchioni (1942-2002) allerdings ein typischer Vertreter der zweiten Reihe seiner Zunft. Sein expressiver, augenfälliger Stil entfaltete sich vor allem in Comic- bzw. Heftromantiteln und zahlreichen Filmplakaten. Letztere signierte er zumeist mit „P. FrancO“, seine Circusplakate trugen hingegen seinen vollständigen Nachnamen. 

"Sandalenfilme" (hier "La Rivolta dei Gladiatori") ...

... und Italo-Western bildeten die wichtigsten 
Sujets seiner Plakatillustrationen.

Titel eines "Groschenromans" (1970)