Bild- sowie direkte und indirekte Textzitate nur unter genauer Quellenangabe!

Sonntag, 30. Oktober 2016

Meister Petz


1966

Bären sind die Tiere, die am engsten mit umherziehenden Gauklern früherer Zeiten in Verbindung gebracht werden. Tatsächlich zogen bis in erste Drittel des 20. Jahrhunderts hinein zahlreiche Bärenführer durch unsere Breiten – oftmals Roma, die ansonsten unter den fahrenden Artisten keine bedeutende Rolle spielten.
Bis in die jüngere Vergangenheit bildeten Bären neben Rhesusäffchen und Kamelen zudem häufig den „exotischen“ Tierbestand kleiner durch die Lande ziehender Arenen und Circusse.
In unseren Tagen sind Bären weitgehend aus westeuropäischen Circussen verschwunden. In Osteuropa hingegen, wo sich Bärendarbietungen seit jeher großer Beliebtheit erfreuen, sind sie nach wie vor in den Manegen und auf den Circusplakaten präsent.

Marek Freudenreich 1966

Gustaw Majewski 1975

Zdenek Vlach


Circusprinzessinnen


Farbdruck eines Bildes von Francois Flameng
in einer französischen Illustrierten des Jahres 1893

Die Kunstreiterin als klassisches, den traditionellen Circus symbolisierendes Motiv wurde ebenfalls in diesem Blog als Gegenstand zahlreicher Plakate, Programmcover und illustrierter Werbeanzeigen bereits mehrfach thematisiert. Doch auch über solch funktionale Zusammenhänge hinaus inspirierte das Bild der „Ballerina zu Pferd“ immer wieder Künstler und Gebrauchsgrafiker zu verschiedenartigsten künstlerischen Umsetzungen. 

Karikatur von Auguste Roubille aus dem Jahr 1902

Russische Grafik zum 50jährigen Bestehen des Staatscircus

Polnisches Plakat von Tadeusz Jodlowski 1975


Sonntag, 23. Oktober 2016

Neu im Programm


... eine elegante, mutige Schönheit, die selbstbewusst und ohne wildes 
Gehabe ihren tierischen Partnern begegnet: Grafiken des Jugendstils
 wie diese von Georg Sturm oder die Titelseite Adolf Münzers spiegeln
 
das Auftreten vieler Dompteusen dieser Zeit wider

Bislang wurden in diesem Blog mit Ausnahme einiger Exkurse in verwandte Bereiche vornehmlich Circusplakate und Programmcover vorgestellt. Zukünftig wird der Bereich der „Circus-Grafik“ weiter gefasst und auch Illustrationen aus Zeitschriften und Büchern vornehmlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgenommen.
Den Anfang macht mit der Raubtierdompteuse eine als Gegenstand vieler Plakate hier bereits thematisierte Figur, die aufgrund mythologischer und psychologischer Aspekte sowie sozial- bzw. kulturgeschichtlicher Hintergründe vor allem in der Vergangenheit, aber auch noch in der Gegenwart von besonderer Faszination ist. Diese Variation des „Die Schöne und das Biest“-Themas wurde nicht zuletzt immer wieder in der Malerei aufgenommen, so beispielsweise von Otto Dix, Tsuguharu Foujita oder Botero. 

Holzstiche aus illustrierten Zeitschriften des späten 19. Jahr-
hunderts vermitteln realitätsnahe Einblicke in das damalige 
Alltagsleben. Das selbstbewusste Auftreten von Artistinnen,
 insbesondere der Dompteusen, stand im größten Gegen-
satz zum verbreiteten Frauenideal dieser Zeit.

Adolf Münzer schuf zahlreiche Illustrationen für die „Münchner 
Jugend“, so diesen ansprechenden Titel aus dem Jahr 1903. 

Grafik von Gerhard Grimm aus dem Jahr 1980


Freitag, 7. Oktober 2016

Bestiarium



Moderne Präsentationsformen exotischer Tiere, die ihre Lernfähigkeit, Schönheit, natürlichen Bewegungsmuster und das vertrauensvolle Zusammenspiel mit dem menschlichen Partner in den Mittelpunkt rücken, haben durchaus weit in die Geschichte der Tierdressur zurückreichende Wurzeln. Immer wieder stellten Dresseure und Dompteure die „Zahmheit“ und Friedfertigkeit ihrer Tiere heraus. Dressierbarkeit und Sanftmut galten als Zeichen für Intelligenz, als besonders „klug“ galten dabei Elefanten und Affen, denen menschliche Tätigkeiten und Verhaltensweisen andressiert wurden. Hagenbeckes „humane Dressurmethode“ insbesondere von Raubkatzen verliert vor diesem Hintergrund ein wenig von ihrer historischen Bedeutung, da ganz ähnliche Methoden schon 100 Jahre zuvor praktiziert wurden und bei einem entsprechend friedfertigen Zeitgeist auch einige Jahrzehnte weit verbreitet waren.
Im Gegensatz dazu versuchten Schausteller und Circusleute einem sensationsheischenden Publikum aber auch immer wieder, exotische Tiere“ als wilde Bestien zu verkaufen und in einem „wilden Stil“ vorzuführen. Reißerische, unwahre Anpreisungen und Erläuterungen trugen in nicht geringem Maße dazu bei, dass falsche Vorstellungen und Vorurteile über bestimmte Tiere zum Teil bis in die jüngste Vergangenheit fortwirkten.
Ein Beispiel ist der Gorilla, der bis ins frühe 19. Jahrhundert kaum bekannt war. Ins allgemeine Bewusstsein rückte dieser „wilde Waldmensch“ durch Expeditionsberichte und nicht zuletzt aufgrund von Gerüchten über angebliche Entführungen von Frauen durch männliche Gorillas und eine entsprechende skandalträchtige Skulptur des Bildhauers Emmanuel Friemet. Die Schausteller, insbesondere Panoptikumsbesitzer, nahmen sich dieses wie für sie geschaffenen Themas rasch an, spätestens als das Gerücht von der Entführung einer weißen Farmerstochter die Runde machte. Bald griff der Film mit „King Kong“ das Thema auf; zahlreiche weitere Filme, Trivialromane, Berichte in Boulevardblättern und auch die Präsentation des Gorillas in Schaustellungen und Circussen (so „Gargantua“ bei RBBB) verbreiteten ein völlig verfälschtes Bild von diesem Menschenaffen.