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Freitag, 7. Oktober 2016

Bestiarium



Moderne Präsentationsformen exotischer Tiere, die ihre Lernfähigkeit, Schönheit, natürlichen Bewegungsmuster und das vertrauensvolle Zusammenspiel mit dem menschlichen Partner in den Mittelpunkt rücken, haben durchaus weit in die Geschichte der Tierdressur zurückreichende Wurzeln. Immer wieder stellten Dresseure und Dompteure die „Zahmheit“ und Friedfertigkeit ihrer Tiere heraus. Dressierbarkeit und Sanftmut galten als Zeichen für Intelligenz, als besonders „klug“ galten dabei Elefanten und Affen, denen menschliche Tätigkeiten und Verhaltensweisen andressiert wurden. Hagenbeckes „humane Dressurmethode“ insbesondere von Raubkatzen verliert vor diesem Hintergrund ein wenig von ihrer historischen Bedeutung, da ganz ähnliche Methoden schon 100 Jahre zuvor praktiziert wurden und bei einem entsprechend friedfertigen Zeitgeist auch einige Jahrzehnte weit verbreitet waren.
Im Gegensatz dazu versuchten Schausteller und Circusleute einem sensationsheischenden Publikum aber auch immer wieder, exotische Tiere“ als wilde Bestien zu verkaufen und in einem „wilden Stil“ vorzuführen. Reißerische, unwahre Anpreisungen und Erläuterungen trugen in nicht geringem Maße dazu bei, dass falsche Vorstellungen und Vorurteile über bestimmte Tiere zum Teil bis in die jüngste Vergangenheit fortwirkten.
Ein Beispiel ist der Gorilla, der bis ins frühe 19. Jahrhundert kaum bekannt war. Ins allgemeine Bewusstsein rückte dieser „wilde Waldmensch“ durch Expeditionsberichte und nicht zuletzt aufgrund von Gerüchten über angebliche Entführungen von Frauen durch männliche Gorillas und eine entsprechende skandalträchtige Skulptur des Bildhauers Emmanuel Friemet. Die Schausteller, insbesondere Panoptikumsbesitzer, nahmen sich dieses wie für sie geschaffenen Themas rasch an, spätestens als das Gerücht von der Entführung einer weißen Farmerstochter die Runde machte. Bald griff der Film mit „King Kong“ das Thema auf; zahlreiche weitere Filme, Trivialromane, Berichte in Boulevardblättern und auch die Präsentation des Gorillas in Schaustellungen und Circussen (so „Gargantua“ bei RBBB) verbreiteten ein völlig verfälschtes Bild von diesem Menschenaffen.   





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