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Mittwoch, 25. Januar 2017

Affentheater


1957

Wenngleich das „Circusleben“ erwiesenermaßen dem physischen und psychischen Befinden vieler „exotischer“ Tierarten weit zuträglicher ist als das reiz-, abwechslungs- und anforderungsarme Leben im Zoo, kann es doch einigen ehedem im Circus weit verbreiteten Arten nicht gerecht werden. An erster Stelle sind hier Menschenaffen zu nennen, die hierzulande fast vollständig aus den Manegen verschwunden sind. Dabei war das Verhältnis zwischen Affe und Mensch im Circus oftmals ein besonders vertrautes und enges. Zudem sind die Vorführungen von Affen eng mit der Geschichte des reisenden Unterhaltungsgewerbes verbunden, wobei es sich allerdings in der Regel nicht um Menschenaffen, sondern um Makaken handelte. Schon die Gaukler der frühen Neuzeit führten häufig die bei ihnen sowie beim Publikum wegen ihrer „Menschenähnlichkeit“ diese so beliebten Tiere mit. Im 19. Jahrhundert schließlich entstanden zahlreiche reisende Affentheater, in denen Makaken verschiedene Kunststücke vorführten und menschliche Tätigkeiten imitierten. Menschenaffen, vor allem Schimpansen, wurden erst im Circus des 20. Jahrhunderts in größerem Umfang gezeigt und bildeten lange Zeit ein verbreitetes Plakatmotiv. 


Urbaniec 1979



Freitag, 20. Januar 2017

Kammerform


Leo Putz: Titelillustration für eine Ausgabe der "Jugend" von 1903

Neben der Raubtierbändigerin, der Kunstreiterin und der Trapezkünstlerin vervollständigt die Seiltänzerin das Quartett weiblicher „Circus-Ikonen“.
Die „Ballerina auf dem Seil“ als eines der archetypischen Bilder des Circus faszinierte zahllose unbekannte und bekannte Künstler bis hin zu Toulouse Lautrec. 
Die „Kammerform des Seillaufens“ *, wie sie heute noch in jedem kleinen 
Familiencircus zu sehen sind, hat ihre Wurzeln auf den Marktplätzen, in kleinen Arenen und den „Seiltänzerbuden“ früherer Jahrmärkte. 

Männer nutzen das Requisit verstärkt für akrobatische Sprünge, Frauen zelebrieren ihre Kunst zumeist im Wortsinn als Seiltanz, wobei die Wirkung in beiden Fällen im besonderen Maße von der Ausstrahlung der Künstler abhängt.

Henri Thomas, Fantasio 1913

Eduard Bernard, L'Assiette au Beurre 1906

Ferdinand von Reznicek, Simplicissimus 1902

* zum Hochseillauf siehe https://schaubuden.blogspot.com/2008/03/himmelreicher_01.html