Bild- sowie direkte und indirekte Textzitate nur unter genauer Quellenangabe!

Donnerstag, 22. Februar 2018

Viel Federlesens


Eine Mischung aus Circus und Revue: "Circus auf dem Eis"
Programm von 1949 mit einer Titelgrafik von Jean Cheval

Der Circus verändert ständig sein Gesicht, Moden kommen und gehen, und viele einst weit verbreitete Erscheinungen sind so rar geworden, dass sie schon wieder nostalgisches Flair verbreiten. Das Auftreten von Nummerngirls, Ballettmädchen und Artistinnen mit einem überbordenden Federschmuck, dessen sich Letztere i.d.R. rasch wieder entledigten, steht für Zeiten, in denen einzelne Nummern oder sogar ganze Programme in ihrer Präsentation deutliche Anklänge an die großen Revuen aufwiesen und bei einer entsprechenden musikalischen Begleitung etwas von deren Glamour in die Manegen bringen sollten.

Renato Casaro



Glamour war eigentlich kein Merkmal von Rudy Althoffs Circus ... 

Freitag, 9. Februar 2018

Schwarz auf Weiß



Fahrende Artisten waren mit die ersten, die bebilderte Druckwerbung in Form von mit Holzschnitten versehenen Hand- und Anschlagzetteln einsetzten. 
Anzeigen in einer Ausgabe des Leipziger Tageblatts von 1858
Im Bereich der frühen Anzeigenwerbung in Tageszeitungen waren Artisten- bzw. Kunstreitergesellschaften ebenso Pioniere beim Einsatz von Bildern, die ihre Annoncen augenfällig auf den Anzeigenseiten hervorhoben.
Auch am Ende des 20. Jahrhunderts mussten Schwarzweiß-Annoncen in den Tageszeitungen besondere Merkmale aufweisen, um in der Masse der Anzeigenwerbung als „Circusreklame“ aufzufallen. Typischerweise setzten die Werbeabteilungen der Circusse hier auf einen „Sternchenrahmen“, starke Kontraste, einen deutlich hervorgehobenen, typografisch auffälligen Unternehmensschriftzug sowie einfache Bildelemente.
Ende des 19. Jh. kamen farbige Circusplakate auf. Mit diesen Lithografien bildeten sich die typischen Gestaltungsmerkmale des Circusplakats aus, das nicht zuletzt durch seine Farbigkeit als solches ins Auge stechen sollte. Beschränkte finanzielle Mittel oder eingeschränkte Möglichkeiten infolge wirtschaftlicher Notzeiten zwangen die Unternehmen bisweilen jedoch, auf mit wenigen Farben gedruckte Plakate zu setzen. Einige Grafiker zeigten dabei ein besonderes Geschick, auch unter solchen Bedingungen, „augenfällige“ Circusplakate zu gestalten, wofür obiges mit zwei Farben gedrucktes Exemplar des Circus Roland aus seinem Gründungsjahr 1948 ein treffliches Beispiel darstellt.

Anschlagzettel des Circus Blennow 1860

Zwei Farben-Plakat von "Lehmann-Steglitz", abgebildet in einer
Ausgabe der "Offset Buch. und Werbekunst" des Jahres 1929

Zeitungsanzeige, 1980er Jahre

Sonntag, 4. Februar 2018

Nachdrückliches


Bohdan Bocianowski 1975

Die Berühmtheit der „Polnischen Schule der Plakatkunst“ begründete sich nicht nicht zuletzt durch zahlreiche Circusplakate. Deren vornehmlich künstlerische Ausprägung resultierte daher, dass sie ihrer ursprünglichen Funktion weitgehend enthoben waren: Die Plakate bewarben i.d.R. keine Circusgastspiele mehr, waren nicht mehr im eigentlichen Sinne „Gebrauchsgrafik", sondern rein künstlerische Arbeiten, die im Laufe der Zeit fast ausschließlich für den Kunst- bzw. Sammlermarkt entworfen und gedruckt wurden.
Die Beliebtheit dieser von den besten polnischen Plakatkünstlern gestalteten Plakate nicht zuletzt in Westeuropa und Nordamerika führte sehr bald zu zahlreichen Wiederauflagen bzw. Nachdrucken, deren drucktechnische Qualitäten trotz einer oftmals sehr viel besserer Papierbeschaffenheit nicht immer überzeugen konnten: Obwohl sie mitunter den selben Druckereien entstammten, zeigten einige nicht die feinen Farbnuancen und -abstufungen der Originale bzw. der zeitnahen "Zudrucke", bei anderen wurde eine starke Farbigkeit und klare Konturen bis ins ins Künstliche überbetont, der Charme des Originals ging verlustig. Solche Nachdrucke werden bisweilen als „Originale“ angeboten – da lohnt sich der Blick auf das „Kleingedruckte“ in den unteren Ecken:

Diese Plakat von Hubert Hilscher wurde im Internet als "Original" 
angeboten. Noch im eingerollten Zustand erwies es sich aufgrund 
der guten, weißen und glatten rückseitigen Papierqualität als spä- 
terer Nachdruck. Das Original stammt aus dem Jahr 1966 ...

Bei diesem Plakat von Wiktor Gorka aus den frühen 70ern ist es 
ebenso: Das Papier der Originale und zeitnaher "Zu-Drucke" 
hatte in jenen Jahren eine matte und gröbere Beschaffenheit 
sowie eine andere Grundtönung.